Walter Tydecks

 

Erik Satie: Gymnopédies (1888)

Erik Satie (1866 - 1825) und Alexander Skrjabin zählen zu den Gründungsvätern der Musik des 20. Jahrhunderts. Beide waren auf allerdings sehr unterschiedliche Weise tief beeinflusst von mystischen Überlieferungen. Satie gehörte einige Jahre einem rosenkreuzerischen Bund um Joséphin Péladan in Paris an. Aus dieser Zeit stammen die 1888 komponierten Trois Gymnopédies.

Dort treffen gregorianische Stilemente, mit denen Satie sich seit seiner Jugend in der französischen Hafenstadt Honfleur beschäftigt hatte, und die Salonmusik aus Montmartre zusammen.

Satie

Erik Satie 1890 in seinem Zimmer Montmartre, 6 Rue de Cortot;
Von Santiago Rusinol - book: Volta Ornella, Erik Satie, Hazan, Paris, 1997. archives de --FinitoR, Gemeinfrei, Link

Martin Fuchs schreibt zu diesem Stück:

"Obwohl Satie eigenen Angaben zufolge zu den drei 'Gymnopédies' durch Flauberts Roman 'Salammbô' inspiriert wurde, war der konkrete Anlass hierfür Saties erster Kontakt mit 'Le Chat Noir'. Nach der Überlieferung soll Satie sich bei dem damaligen Direktor Rodolphe Salis als 'Gymnopädist' vorgestellt haben, woraufhin Salis geantwortet haben soll: "Was für ein schöner Beruf!" Wie dem auch sei, die 'Gymnopédies' zählen heute zu Saties bekanntesten Werken. Der Name 'Gymnopédie' ist wahrscheinlich von dem altgriechischen Gymnopaediafest zu Ehren des Gottes Apollon abgeleitet, auf dem nackte Jünglinge zu den Klängen von Flöte und Leier tanzten. Die drei 'Gymnopédies' fallen in die Zeit der "neogrec", die sich der Antike zuwandte, und wurden später von Debussy und Roland-Manuel orchestriert." Quelle

Olof Höjer auf der offiziellen Erik Satie Homepage:

"The works consist of a thin, ascetic, "naked" piano structure in which lonesome and singularly expressive melodies circle like falling autumn leaves; a monotonous, low bass line accompaniment, and against it softly dissonant chords in the middle register, constantly repeating the same iambic rhythm-pattern. Together this creates an atmosphere of vague melancholy, of mysticism and exoticism. Perhaps there is also a fin-de-siècle feeling, even some salon nostalgia." Quelle

Satie hat als erster einen gegenüber Beethoven und der Wiener Klassik völlig neuen Ton gefunden. Und dies Stück wirkt nicht nur als Musik, sondern Satie hat es regelrecht als Kunstwerk gestaltet, fühlte er sich doch in Montmartre unter Schriftstellern und Malern weitaus wohler als unter Musikern, nachdem er 1886 nach 7-jährigem Studium das Musikkonservatorium ohne Anerkennung und Abschluss verlassen hatte. Dennoch ist seine Wirkung auf Debussy, Ravel, John Cage und den Minimalismus unverkennbar.

Als Interpret ist Aldo Ciccolini zu nennen.

© tydecks.info 2006 - Erstveröffentlichung im Tamino-Klassikforum April 2006