Walter Tydecks

Kybernetik nach Gregory Bateson

Beitrag für das Philosophische Colloquium der Akademie 55plus Darmstadt am 28.10.2019 und 17.2.2020

Einleitung

Gregory Bateson (1904-1980) stammt aus Großbritannien; er war der dritte Sohn des Genetikers William Bateson (1861-1926), der 1905 den Begriff ‘Genetik’ prägte und seinen Sohn nach Gregor Mendel (1822-1884) benannte (den Entdecker der Mendelschen Regeln der Vererbung); 1918 fiel der älteste Bruder im 1. Weltkrieg, 1922 beging der zweitälteste Bruder nach Konflikten mit dem Vater öffentlich Selbstmord; 1925 Batchelor in Biologie mit Schwerpunkt Zoologie, in den 1930ern arbeitete er als Anthropologe in Neuguinea und Bali und wies dort am Beispiel bestimmter Zeremonien (Naven) sich-selbst-aufschaukelnde negative Kreisläufe nach (Schismogenese, Entstehen sozialer Feindschaften, Schismen); 1936-50 verheiratet mit der Ethnologin Margaret Mead (1901-1978); seit 1939 in den USA, dort nach Kriegseintritt der USA in den 2. Weltkrieg an der psychologischen Kriegsführung beteiligt und Mitarbeit an dem 1942 gegründeten Office of Strategic Services (OSS, aus dem später der CIA hervorging; seine Aufgabe war, mit Falschnachrichten unter den Gegnern gegenseitiges Misstrauen zu säen), Teilnahme an den Macy-Konferenzen 1946-53 zu Kybernetik mit Wiener, McCulloch, v. Foerster und v. Neumann, 1948-50 entsteht gemeinsam mit Jürgen Ruesch Kommunikation: Die soziale Matrix der Psychiatrie, ein Grundlagenwerk der systemischen Psychologie und Kommunikationstheorie, darauf aufbauend entwickelt er 1953-63 die double-bind-Theorie mit ihrer Vermischung des Systems und seiner Elemente (Bateson-Projekt), anschließend untersuchte er ab 1963 in Projekten mit John Lilly (1915-2002) die Kommunikation unter Delfinen, 1967 Dialectics of Liberation Congress in London, an dem mit Marcuse, Bateson, Sweezy viele Teilnehmer versammelt waren, die früher beim OSS aktiv und später zu Wortführern der Neuen Linken geworden waren, in seinen letzten Jahren »keinerlei gesichertes Einkommen und daher leider auch Geldprobleme« (Lutterer, 93), in dieser Lage am Esalen-Institut in Big Sur, Kalifornien, esoterische Einflüsse. Vielen gilt er als der zweite Freud, der maßgeblich die systemische Psychologie geprägt hat. – Bateson war überzeugter Atheist, wie bereits über mehrere Generationen seine Vorfahren.

Bateson sieht in der Kybernetik einen Paradigmen-Wechsel des wissenschaftlichen Denkens, der sich seit den 1940ern abzeichnet. Er hat jedoch für das neue Paradigma keinen systematischen Entwurf ausgearbeitet und kein Opus Magnum geschrieben, sondern eine Vielzahl einzelner Aufsätze und Beiträge für Konferenzen, die 1972 im Buch Steps to an Ecology of Mind zusammengestellt wurden (deutsche Übersetzung 1981 unter dem nicht ganz zutreffenden Titel Ökologie des Geistes). Im Folgenden beziehe ich mich daraus vor allem auf die beiden Essays Kybernetische Erklärung von 1967 und Form, Substanz und Differenz von 1970, in denen ich die beiden Schwerpunkte seiner von der Kybernetik angeregten Ideen sehe: (i) Ein Wandel von einer deterministisch und eindimensional schließenden Logik zum systemischen Denken, (ii) ein Wandel vom Denken in Substanzen und ihrer Hierarchien zum Denken in Mustern und ihrer Selbstorganisation. Er sieht sich in der Tradition von Pythagoras, den Gnostikern und Alchemisten, die für ihn mit der Französischen Revolution erstmals die Chance bekommen hat, aus ihrer »bis vor kurzem [...] unterdrückte[n]« (B, 577) Oppositionsrolle auszubrechen. Vorläufer eines neuen Denkens ist für ihn vor allem der französische Biologe Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829). Er hat mit seinem Evolutionsdenken die traditionelle Hierarchie umgekehrt: Das Denken wird nicht mehr hierarchisch von oben nach unten entwickelt, ausgehend von einem Gott, einem zentralen Akteur oder einer dominierenden Elite, sondern umgekehrt von einer Entwicklung, die mit einfachsten Lebewesen von unten nach oben führt und sich auf selbstregulierende, kybernetische Kreisläufe und übergreifend steuernde Muster stützt. Der Geist liegt nicht mehr isoliert bei Gott, der über dem Wasser (dem Tohuwabohu) schwebt, sondern er ist das beflügelnde Element, das die Bewegung in ihrer Evolution von unten nach oben trägt.

Seit seiner Feldforschung in Neuguinea-Papua und der Arbeit beim OSS ist sich Bateson der Wirksamkeit prägender Bilder bewusst und argumentiert nicht nur diskursiv. Typische Beispiele: Der Affe, der auf einer Schreibmaschine einen verständlichen Text schreibt; der Mann, der mit einer Axt einen Baum fällt und nach jedem Schlag mit dem Auge prüft, wie sich die Kerbe verändert hat und entsprechend neu ausholt (er erkennt die Differenz und korrigiert die eigene Bewegung mit einer angepassten Differenz); wo ist der Unterschied zwischen einem Blatt Papier und einem Stück Holz; der getretene Hund, der nach dem Tritt mal wie ein Ball wegfliegt, oder die eigenen Kräfte für einen Gegenangriff mobilisiert.

Bateson grenzt seine Position in drei Richtungen ab: (i) Für ihn gibt es keinen Grand Design, wonach alles durch einen vorgegebenen Plan determiniert ist (Kreationismus). (ii) Aber auch die klassische Evolutionstheorie von Charles Darwin (1809-1882) und Thomas Henry Huxley (1825-1895) greift für ihn zu kurz, wenn sie die Evolution ausschließlich auf das Wirken von Zufall und Selektion zurückführen will und keinerlei Selbstorganisation oder kybernetische Steuerung kennt. (iii) Bateson will nicht wie der französische Strukturalismus den Menschen mit seinem Subjektcharakter und seinem Geist negieren und auf Strukturen reduzieren, sondern er sucht nach einer Erklärung, wie dieser Geist entstehen konnte und welchen Gefährdungen er ausgesetzt ist.

In diesem Beitrag werden assoziativ einige Grundideen von Bateson vorgestellt, aus denen sich wie in einem Puzzle das Bild seines Denkens ergeben soll mit zahlreichen Anregungen, das eigenständig fortzuführen.

Kybernetische Kreisläufe mit Rückkopplung

Negative Kausalität durch Einschränkung Es genügt nicht, die eindimensionalen Kausalketten A → B → C → … durch zyklische oder mehrdimensionale Netze abzulösen, sondern die Grundorientierung hat sich geändert. Die klassische Kausalitätstheorie argumentiert positiv: Sie nimmt an, dass sich für einen gegebenen Sachverhalt eindeutige Verursacher (Verantwortliche) finden lassen, seien dies sachliche Gründe oder bestimmte Akteure. Letztlich wird nach einem Ersten Beweger gefragt, auf den alle Ursachenketten zurückgehen. Kybernetische Erklärungen argumentieren dagegen negativ und indirekt: Sie geben den Anspruch auf, die jeweilige Ursache bestimmen zu können. Stattdessen wird von einer unübersehbaren Vielfalt gegebener Prozesse und Ereignisse ausgegangen, innerhalb derer keine eindeutigen Kausalitätsketten und kein vorher bestimmtes positives Ziel identifiziert werden können. Niemand kann wissen, warum etwas so geschieht, wie es geschieht. Es ist bloße Projektion, der Natur zu unterstellen, sie habe einen Willen und verfolge bestimmte Ziele. Daher bleibt nur die Möglichkeit, einen Kreislauf mit Rückkopplung aufzubauen, der auf beliebige, im Einzelnen unvorhersehbare und unerwartete Ereignisse reagieren kann. Negative »Einschränkungen« (B, 516) messen, ob bestimmte Schwellwerte über- oder unterschritten wurden ohne zu fragen, warum es dazu gekommen ist.

Das einfachste Beispiel eines kybernetischen Kreislaufs mit negativer Einschränkung ist ein Heizsystem, dessen Betrieb durch Thermostat-Ventile an den Heizkörpern gesteuert wird: Die Wärmezufuhr wird angepasst. Es spielt keine Rolle, welcher konkrete Anlass die Temperaturänderung bewirkt hat. Ein Thermostat erkennt z.B. nicht, dass ein Feuer ausgebrochen ist und gelöscht werden muss, sondern reagiert nur auf die steigende Wärme. – Im Prinzip ähnlich arbeitet der Fliehkraftregler einer Dampfmaschine: Es gibt einen Dampfkessel, der über eine Dampfzufuhr einen Bewegungsmechanismus antreibt. In die Zufuhr ist der Fliehkraftregler eingebaut: Je schneller sich die Maschine bewegt, desto stärker wird die Dampfzufuhr verringert, um einen Kollaps zu vermeiden. Umgekehrt öffnet sich bei langsamer Geschwindigkeit das Ventil.

Nicht anders ist es beim Immunsystem. Im Körper wird ein kybernetisches System aufgebaut, das die Zellen mit notwendigen Stoffen versorgt bzw. umgekehrt Fremdkörper erkennt, abbaut und entfernt. Das Immunsystem untersucht nicht, warum es zu einer Störung gekommen ist, sondern versucht den stabilen Gleichgewichtszustand wieder herzustellen. Das kann bei Autoimmunkrankheiten dazu führen, dass körpereigene, lebenswichtige Stoffe als Störung missverstanden und angegriffen werden. – Nur in Ausnahmefällen gibt es gewissermaßen vorbereitete Antworten für bestimmte Angriffe von außen, die im Erbgut gespeichert sind. In diesen Fällen merkt sich das Immunsystem, wie bestimmte, wiederkehrende Störungen erfolgreich abgewendet werden konnten. Ein Beispiel ist die im Erbgut nachweisbare Pestresistenz, siehe dazu den Artikel von Sascha Zoske Immun gegen die Pest in der FAZ vom 6.11.2006. – Siehe als aktuelles Beispiel den Mechanismus, wie die Zellen auf Über- und Unterversorgung von Sauerstoff reagieren, für dessen Nachweis der Medizin-Nobelpreis 2019 verliehen wurde.

Der Biologe Ludwig von Bertalanffy (1901-1972) untersuchte am Beispiel lebender Zellen, wie dort Stoffe nachgeliefert, in enzymatischen Umsetzungen verändert und ein Teil der Spaltprodukte abtransportiert werden (Enzymkinetik). Im Ergebnis entsteht nicht ein statisches Gleichgewicht, sondern ein in der Bewegung erhaltendes Fließgleichgewicht. Der gesamte Vorgang kann als ein kybernetisches System verstanden werden, bei dem jedoch nicht einfach ein Regler die Schleusen öffnet oder schließt, sondern in einem komplexen Vorgang Enzyme und entgegenwirkende Hemmstoffe (Inhibitoren) den Prozess beschleunigen bzw. hemmen und darüber die Funktionsfähigkeit des Systems im Ganzen sicherstellen bzw. zerstören, falls die Gleichgewichte aus den Fugen geraten. Auf ähnliche Weise lassen sich Politik und Wirtschaft als kybernetische Systeme verstehen. Mit den verbesserten Möglichkeiten der Sensorik und Informationsverarbeitung ist diese Entwicklung möglicherweise erst am Anfang und könnte in den nächsten Jahrzehnten einen Siegeszug erleben. (Bateson erwähnt Bertalanffy am Rande einer Arbeit über die Schizophrenie; B, 318f.)

Soziale Systeme und ihre Kommunikation Die Steuerung sozialer Systeme wird klassisch durch ein hierarchisch organisiertes System erklärt: Eine Regierung, die von einem König oder Präsidenten geführt wird; Familien, Sippen, Clans oder Cliquen mit klar festgelegten matri- oder patrilinearen Strukturen und einem Häuptling (König, Pate, Zentralgestirn) oder einer Clanmutter an der Spitze oder auch bisweilen verdeckt wirkenden Peergroups (Influencern). Kommt es innerhalb sozialer Systeme zu Abweichungen, werden sie traditionell als Machtkampf gegen das Herrschaftszentrum oder als psychische Krankheit erklärt. Ist es dagegen möglich, soziale Systeme als kybernetische Systeme mit negativen Einschränkungen zu verstehen? Jedes soziale System verfügt über eine Kommunikation, die als kybernetischer Regelkreis verstanden werden kann. Mit Kommunikation sind nicht nur die verbalen Kontakte gemeint (Sprache im engeren Sinn), seien es Dialoge, Befehle, Denkschriften, Pamphlete oder sprachgestörte Wortfragmente, sondern alle Arten von Blickkontakten, Körpersprache, Mode und allgemein die »feinen Unterschiede« (Bourdieu), mit denen jemand sein Selbstbild präsentiert, Herrschaftsarchitektur usf. Jede Art von Kommunikation stellt innerhalb des sozialen Systems einen Kreislauf dar, der die Lebendigkeit des sozialen Systems am Leben erhält. Selbstbezüglich wird mit Kommunikation sowohl darauf reagiert, wenn die Kommunikation zu überdrehen und leer zu laufen oder umgekehrt zu stocken und zu ersticken droht und einzelne Mitglieder der sozialen Ordnung die Kommunikation übermäßig dominieren oder sich resigniert aus ihr zurückziehen. Der Soziologe Niklas Luhmann (1927-1998) war überzeugt, dass die heutige Gesellschaft trotz der scheinbar überbordenden Fülle an Gerede auf allen Kanälen im Grunde umgekehrt daran krankt, dass sich immer mehr Teilnehmer desillusioniert aus der Kommunikation zurückziehen. Aus seiner Sicht müssen eigene Erfolgsmedien etabliert werden, um die Mitglieder des sozialen Systems wieder zur Beteiligung an der Kommunikation zu motivieren. (Das sind für ihn vor allem Macht, Geld und Liebe, auf deren Ebene Individuen trotz aller Unterschiede ihrer Herkunft und sozialen, kulturellen oder religiösen Bindungen einander verstehen können und um deren Besitz es sich zu kommunizieren lohnt.)

Bateson hat diesen Ansatz nicht systematisch ausgearbeitet, sondern vor allem auf eine strukturelle Gefahr hingewiesen: Soziale Systeme senden gegenüber Außenseitern widersprüchliche Signale. Sie sind zum einen auf sie angewiesen, wenn von ihnen neue Ideen kommen und sie das System beleben, und zugleich neigen sie dazu, Außenseiter als Außenseiter abseits zu stellen und auszugrenzen. Auf Widersprüche dieser Art ist er bereits in seiner Arbeit als Ethnologe und Anthropologe in der Bevölkerungsgruppe der Iatmul in Papua-Neuguinea gestoßen. Er beschreibt ihr Verhalten, das für einen westlicher Beobachter ungewohnt ist, entdeckt dort die Gefahr des Aufschaukelns innerer Konflikte und will zeigen, mit welchen sozialen, kulturellen und religiösen Regeln die Gesellschaft darauf reagiert. Bereits in dieser frühen Arbeit spricht er von Schismogenese: das bedeutet Entstehen (Genese) eines Schisma (einer Spaltung des jeweiligen sozialen Systems).

Mit diesem Blick betrachtet er auch das Auftreten von psychischen Krankheiten in westlichen Gesellschaften. Ihre Ursache sieht er nicht einfach in der Individualgeschichte des jeweiligen Patienten, sondern er sucht nach dem Beziehungssystem und dessen internen Regeln. Das kann dessen Familie sein, seine Arbeitsumgebung oder eine Liebesbeziehung. Jeder Kontext ist für Bateson ein System mit seiner eigenen Kommunikation, die als kybernetischer Kreislauf zu verstehen ist, über den Belohnungen und Bestrafungen kommuniziert und durchgesetzt werden. Das System fragt nicht, warum sich jemand so verhält, sondern reagiert auf Abweichungen. Ein als verhaltensgestört geltendes Kind verhält sich auf den ersten Blick gegen seine eigenen Interessen und Wünsche, aber Bateson will zeigen, dass und wie es gegen den ersten Anschein und meist sich selbst unbewusst von den negativen Einschränkungen des Systems getrieben ist. Es spielt seine Rolle, die für den Bestand des Systems und damit seine eigene Existenz im System lebensnotwendig sein kann. Unter negativen Einschränkungen versteht Bateson ausdrücklich nicht, dass einzelne Akteure Verbote oder Gebote aussprechen. Es muss keinen einzelnen Akteur geben, den König, Vater, das Über-Ich oder in der Sprache von Lacan den Anal-Vater, der den Ausschluss androht und vollzieht.

Abweichendes Verhalten wird häufig widersprüchlich belohnt und zugleich geahndet. Das kann den Außenseiter in eine Art Schizophrenie treiben und verzweifeln lassen. Bateson verdeutlicht das am Beispiel des Alkoholismus. Der Alkoholiker ist krank, und er ist dennoch auf seine Art stolz. Er spürt die unausgesprochene Anerkennung seiner Umgebung, dank seines Alkoholismus in bestimmten kritischen Situationen die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Er kann z.B als jemand gelten, der unter Alkohol eine träge oder gar depressiv gewordene Stimmung aufzulockern vermag. Es kann auch sein, dass er mit seinem Alkohol-Problem von anderen Problemen ablenkt, die das System bedrohen. So fühlt er sich überlegen in seiner vermeintlichen Fähigkeit, mit Alkohol besser umgehen zu können als andere. Damit ist gemeint, dass bei ihm die typischen Symptome der mit Alkoholgenuss einsetzenden Betrunkenheit erst später als bei anderen auftreten. Doch muss er persönlich damit fertig werden, dass die langfristigen Wirkungen des Alkohols auf seinen Körper dadurch nicht gemindert sind und seine Leistungsfähigkeit dauerhaft unterminieren. (Siehe hierzu suchtschweiz Alkohol im Körper: Bei starkem Alkoholgenuss wird das Enzym MEOS aktiviert: »Die MEOS kann bis zu einem Viertel des Alkohols abbauen. [...] Das dabei entstehende Azetaldehyd wird jedoch nicht schneller abgebaut, seine Giftwirkung vermindert sich nicht. Eine Gewöhnung an Alkohol bedeutet damit nicht, dass Alkohol für den Körper weniger giftig wird.« Daher gilt umgekehrt die Erfahrung, mehr Alkohol vertragen zu können, als Warnsignal einer entstehenden Sucht. Siehe auch den Artikel über Alkohol von Ulrike Gebhardt in Spektrum der Wissenschaft.) Im Ganzen ist der Alkoholiker einem double-bind ausgesetzt: Zum einen gilt er zumindest in der Anfangsphase seiner Krankheit als eine Art Held, zum anderen muss er mit dem individuellen Leid fertig werden, das für ihn persönlich mit dem Alkohol verbunden ist. Bateson zitiert die Erfahrungen der Anonymen Alkoholiker. Aus ihrer Sicht ist es für einen Patienten der schwierigste Schritt, ihren Stolz über die Anerkennung durch das System zu durchschauen und innerlich für eine Verhaltensveränderung frei zu werden. Meist kommt es erst dann dazu, wenn die langfristigen Folgen des Alkohols übermächtig geworden sind und er endgültig »am Ende« ist (B, 425). Eine Besserung ist nach den Erfahrungen der systemischen Therapie in der Regel nur möglich, wenn die Therapie nicht nur den individuellen Kranken sieht, sondern auf die jeweilige Gruppe ausgeweitet wird und erkennt, warum dort der Alkoholgenuss anerkannt wird und die Alkoholkranken einer widersprüchlichen Anerkennung und zugleich Abwertung ausgesetzt sind.

Das lässt sich nach Bateson auf andere psychische Krankheiten übertragen. Das Verhalten eines Menschen kann von außen betrachtet sinnlos und selbstzerstörerisch erscheinen, bis zum Selbstmord oder gegenüber den eigenen sozialen Beziehungen und damit sich selbst gegenüber destruktiv. Das gilt als Krankheit, die von der Psychologie seit Freud aus den Schicksalen der individuellen Biographie des Patienten erklärt wird. Ihnen wird von der Psychoanalyse versprochen: Wer seine eigene Entwicklungsgeschichte zu verstehen beginnt und alle inneren Blockaden abbaut, kann zum autonomen Handeln zurückfinden. Die Initiative und Verantwortung liegt vollständig beim jeweiligen Subjekt und dessen Therapeuten. Da Freuds Therapien wenig erfolgreich waren, suchte Freud alternativ nach einer Erklärung durch einen Todestrieb. Das ist zwar umstritten, wird aber bis heute z.B. von Lacan und seiner Schule vertreten. Bateson hält diese Richtung für einen Irrweg und sucht nach einem systemischen Verständnis und einer entsprechenden Therapie.

Informationsfluss Für Luhmann ist die Kommunikation nicht nur der Prozess kybernetischer Rückkopplung in einem sozialen System, sondern emergiert als ein eigenes System mit eigenen Regeln aus dem sozialen System. Ihm ist wichtig, dass die Regeln der Kommunikation unabhängig sind von den Regeln der mit ihnen kommunizierten Inhalte. Jede Kommunikation ist für sich ein eigener kybernetischer Kreislauf mit den drei Komponenten Information, Mitteilung und Verstehen (Luhmann, 202): Eine Information wird als Ressource in das System gebracht, zirkuliert über eine Mitteilung an andere, die mit ihrem Verstehen (oder Missverstehen) zurückmelden, wie sie die Information aufgenommen haben. Die Rückmeldung ist ihrerseits eine Information, die den ursprünglichen Sender der Information verändern und zu einer Überarbeitung der ihm wichtigen, von ihm mitzuteilenden Information veranlassen wird. Während Luhmann den soziologischen Vorgang des Prozesses der Mitteilung untersucht, ist Bateson unter dem Eindruck der mathematischen Informationstheorie von Claude Shannon stärker an dem technischen Vorgang der Kommunikation interessiert: Lässt sich auch dort ein Mechanismus nachweisen, der den Informationsfluss optimiert und aufrecht erhält? Innerhalb der Kommunikation ist der Informationsfluss ein kybernetisches System, das seinerseits negativer Einschränkungen bedarf, um zu funktionieren. Um das zu verdeutlichen, wählt Bateson ein extremes Beispiel, das auch missverstanden werden kann: Stellen wir uns einen auf einer Schreibmaschine hämmernden Affen vor, wobei jedoch kein Durcheinander zufällig eingegebener Buchstaben entsteht, sondern ein vernünftiger Text. Wenn das geschehen sollte, »dann werden wir nach Einschränkungen entweder innerhalb des Affen oder innerhalb der Schreibmaschine suchen. [...] Irgendwo muss ein Kreislauf gewesen sein, der Irrtümer identifizieren und eliminieren konnte.« (B, 516) Es ist nicht gemeint, dass der Affe wie beim automatischen Schreiben einen Text zusammengebracht hat, aus dem etwas abgelesen werden kann – so wie es beim Betrachten des Himmels gelingen kann, die Sternzeichen zu »lesen« –, sondern der Eingabestrom ist in der Weise umgewandelt worden, dass alle Fehler beseitigt sind.

Wenn ich ihn richtig verstehe, meint Bateson, dass im Informationsfluss einer jeden Kommunikation immer Fehler, Ungenauigkeiten und Unvollständigkeiten auftreten. Wir sind es aber gewohnt, auch aus halb-fertigen, in gewissem Maß verstümmelten Texten ohne Schwierigkeiten deren Bedeutung zu erschließen. Wer Wortprotokolle von Diskussionen liest, wird sehen, wie viele Sätze wörtlich und für sich genommen kaum verständlich sind, aber dennoch im Kontext des Gesprächs verstanden und aufgegriffen wurden. Für Bateson ist der Informationsfluss nicht einfach eine Kette aneinander gehängter Zeichen, sondern es gibt einen Regelkreislauf, der diesen Informationsfluss fortlaufend korrigiert und verständlich macht. Es waren zwei Motive, die diese Frage aufwarfen:

(i) Aus der Nachrichtentechnik kam die Frage, wie der Empfänger reagiert, wenn die Mitteilung im Verlaufe der Übertragung verstümmelt wurde. Jeder kennt das, wenn am Telefon einzelne Laute falsch oder gar nicht wahrgenommen werden, oder wenn in einer Fremdsprache aus wenigen, dem Hörer bekannten Worten auf den Sinn der gesamten Rede geschlossen wird. In diesen Fällen ist ein Regelkreislauf notwendig, der den Informationsfluss bereinigt. Das will Bateson am Beispiel des Affen zeigen: Wie kann ein solcher Vorgang aussehen, der aus zufällig eingegebenen Buchstaben einen sinnvollen Text erzeugt? Das ist so ähnlich, wie wenn wir eine verstümmelte Nachricht erhalten und ihre Bedeutung aus ihrem Kontext erschließen müssen. Jeder einzelne Buchstabe muss in seinem Zusammenhang gesehen werden, um ihn so umwandeln zu können, dass er im Ganzen eine sinnvolle Bedeutung erhält. Ein einzelner Buchstabe ist für sich außer in Ausnahmen wie bei einem Ausruf »A!« oder «Oh!« sinnlos. Er wird erst innerhalb eines Wortes sinnvoll, das Wort innerhalb eines Textes, usf.

Der Sprachfluss enthält Regeln, mit denen Abweichungen erkannt und bereinigt werden können. In einer ersten Näherung wird gefragt, in welcher Sprache der Text geschrieben wurde. In jeder Sprache lässt sich auszählen, wie oft die einzelnen Buchstaben vorkommen. Daraus ergibt sich als erster Hinweis, die Lücke mit dem in der jeweiligen Sprache am häufigsten vorkommenden Buchstaben zu schließen, das ist in den meisten europäischen Sprachen der Buchstabe ‘e’, dagegen z.B. im Polnischen der Buchstabe ‘a’. Die Untersuchung kann schrittweise genauer werden, wenn z.B. das umgebende Wort betrachtet wird. So kann gefragt werden, welcher Buchstabe in allen deutschen Worten mit dem Muster ‘Wo?t’ die mit dem Fragezeichen bezeichnete Stelle ausfüllt. Oder noch genauer: Welcher Buchstabe füllt in einem Satz wie ›das erste Wo?t beschreibt den Geburtsort‹ die fragliche Stelle? In nachfolgenden Untersuchungen kann der vervollständigte Text Lesern zur Prüfung vorgelegt werden, ob er einen Sinn ergibt. Der Informationsgehalt ist um so größer, je schwieriger es war, die Lücke zu schließen, oder anders gesagt: je mehr gleichberechtigte Alternativen für die Lösung bestanden und eine Auswahl notwendig machten. Das Ergebnis kann selbst-organisierend genutzt werden, um den Algorithmus fortlaufend zu verbessern, mit dem fehlende Buchstaben ergänzt werden können. Nach diesem Prinzip gehen selbstlernende Programme vor, mit denen fortlaufend bessere Übersetzungen erzeugt werden (siehe z.B. das seit März 2018 online verfügbare Übersetzungsprogramm DeepL.)

(ii) Es geht nicht nur um technische Störungen, sondern auch um die Stimmung des Textes. Psychologische Studien zeigen, wie Gesprächspartner aneinander vorbeireden können. Ein Text ist völlig verschieden zu deuten, wenn er ironisch oder ernst gemeint ist. Der Hörer muss erkennen, welche Absicht der Sprecher verfolgt, und zwischen beiden muss sich in einer Wechselwirkung ein Gleichklang ergeben. Beide müssen lernen, gemeinsam auf das jeweilige Sprachspiel einzugehen. Wenn das nicht gelingt, bricht die Kommunikation zusammen. Bateson betont daher, dass jede Information zugleich von einer Meta-Information begleitet ist, welches Sprachspiel zu spielen ist. Wie wird die Meta-Information übertragen und mitgeteilt? Im persönlichen Gespräch können das Mimik und Gestik sein. Bei Online-Diskussionen wird bisweilen augenzwinkernd ein Passus wie »Ironie-Modus-an« und »Ironie-Modus-aus« ergänzt. Traditionell kann die Meta-Information in rhetorischen Figuren verschlüsselt werden, wenn beispielsweise bestimmte Worte wiederholt, durch Reime hervorgehoben werden u.ä. Redundanz ist ein Mittel, den Tonfall mitzuteilen. Das kann so weit gehen, dass jemand durch stures Wiederholen zeigen will oder zeigen muss, dass er sich auf eine Kommunikation nicht einlassen kann oder will, sei es aus Dummheit oder dogmatischer Voreingenommenheit. Jeder kennt das aus zahlreichen Talkshows.

Die Umgebung (der Kontext) enthält Hinweise, wie korrupte Bausteine zu ersetzen sind bzw. auf das jeweilige Sprachspiel. Diese Hinweise vermindern den Informationsgehalt und erhöhen die Redundanz. Mit jeder neuen Erkenntnis wird die Umgebung besser vertraut, und es wird verständlich, wie sich alles wechselseitig aufeinander bezieht und gegenseitig stützt. Es kommt noch etwas hinzu: Auf den ersten Blick ist es eine rein objektive Erkenntnis, wie eine Lücke geschlossen werden kann. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, das nicht nur die objektiv gegebene Wahrscheinlichkeitsverteilung, sondern auch das Vorwissen und das Sprachgefühl (allgemeiner gesagt: das Einfühlungsvermögen in die jeweilige Umgebung) entscheidend für den Informationsgehalt sind. Jeder erwirbt sich durch Informationen Wissen, und je mehr er weiß und sein Wissen einzusetzen vermag, desto stärker verlieren die einzelnen Informationen an Informationsgehalt.

Je schwieriger es ist, aus dem Kontext den Fehler zu erkennen und zu bereinigen, desto größer ist der Informationsgehalt der Abweichung. Das Maß der Information lässt sich nur negativ und selbstbezüglich durch den Unterschied bestimmen, in welcher Weise mit der Bereinigung von Fehlern Wissen über den Kontext erworben wird. – Hier wiederholt sich auf einer technischen Ebene der double-bind eines sozialen Systems gegen die Außenseiter: Abweichungen im Text sind einerseits notwendig, da nur in der Arbeit an ihnen neues Wissen (und damit Information) entstehen kann, andererseits machen sie Mühe und offenbaren die Trägheit (Routine) des eingefahrenen Systems, was sich niemand gern eingestehen möchte. Das System will sich einerseits gegen Herausforderungen dieser Art schützen, muss sie andererseits aber integrieren können, da es ohne sie auf Dauer leerlaufen und innerlich absterben würde.

Wissen erzeugt Langeweile Diese Erkenntnis führt zu einer der am meisten zitierten Einsichten von Bateson: Je besser die Teilnehmer den Kontext und die mit ihm gegebenen Einschränkungen kennen, desto besser können sie Ereignisse voraussagen, und desto geringer wird die mit einer Mitteilung übermittelte Information. Wer lange genug Barockmusik gehört hat, weiß nach jedem Anfang eines neuen Stücks, wie es weitergehen wird (das gilt genau so für andere musikalische Stile wie Klassik, Romantik, Jazz, Rock). So kann jede Vorliebe und jedes Hobby in Langeweile umschlagen. Daraus ergibt sich umgekehrt: Wovor sich die meisten am meisten fürchten, ist zugleich die einzige Quelle für Neuerung und Glück: das perfekte Durcheinander.

»Alles, was nicht Information, nicht Redundanz, nicht Form und nicht Einschränkung ist – ist Rauschen, die einzig mögliche Quelle neuer Muster.« (B, 529)

Daher empfehlen alle Ratgeber für kreatives Denken, aufmerksam für das Unbekannte zu sein und es nicht vorschnell zu übergehen oder ganz zu übersehen. Information ist am größten, je mehr die Spannung wächst, wie es denn nun sein und ausgehen wird.

Aus Fehlern lernen Im Ergebnis ist die Redundanz um so größer, je weniger Fehler gemacht werden und sich alles wie von selbst ergibt. Umgekehrt kann nur aus Fehlern und dem Scheitern voreingenommenen Denkens gelernt werden. Jeder Fehler erzeugt eine neue Einschränkung, um in Zukunft weitere Fehler zu vermeiden. Das führt zu der interessanten Frage, ob es einen Unterschied gibt zwischen 'richtig sein' und 'nicht falsch sein'. »Sollten wir von einer Ratte in einem Labyrinth sagen, daß sie 'den richtigen Weg gelernt hat', oder sollten wir nur sagen, dass sie es gelernt hat, 'die falschen Wege zu vermeiden'?« (B, 522)

Eine systematische Fehlerquelle liegt im Gebrauch der Sprache. Kein Wort ist identisch mit dem mit ihm gemeinten Inhalt. Für jeden Inhalt gibt es eine unendliche Vielfalt von Möglichkeiten, die passenden Worte zu finden, und entsprechend viele Möglichkeiten des Missverstehens, was jemand mit den von ihm gebrauchten Worten meint. Daher neigen Bateson und das systemische Denken bisweilen dazu, ganz auf Worte zu verzichten. Aber es kann auch umgekehrt gesehen werden: Die mit den Worten gegebene Fehlerquelle regt in jedem Moment neu an, aus ihnen zu lernen.

Kommunikation erhöht Redundanz Nicht nur die Umgebung kann Hinweise geben, aus denen ein Sachverhalt erraten werden kann, – was deren Informationsgehalt vermindert –, sondern auch die Kommunikation. Mir kann jemand einen Tip geben oder verraten, was ich zu erwarten habe. Redundanz hängt vom Beobachterstandort ab. Wer mehr weiß oder mehr übersieht, ist in der Lage, anderen nützliche Hinweise zu geben. Die Hinweise sind eine durch Kommunikation vermittelte, vorlaufende Information, durch die die nachfolgende Information, die in der direkten Beschäftigung mit der Sache gewonnen wird, verringert wird. In einem späteren Beitrag wird Bateson nahelegen, dass das Entstehen der Sprache aus diesem Wissensgefälle erklärt werden kann, das wiederum aus einem Gefälle der unterschiedlichen Standorte entsteht. Der Coach übersieht mehr als sein Patient, der Supervisor des Coachs mehr als dieser usf. Mit einer erfolgreichen Kommunikation wird ihr Wissensgefälle nivelliert, bis eine gleichberechtigte Kooperation entstehen kann, die wiederum ein höheres Maß an Redundanz hervorbringt. Bei einem guten Fußballspieler genügt ein Blick zu seinem Mitspieler, und er weiß, wohin er den Ball zu schlagen hat.

»Wenn Ingenieure eine Mitteilung diskutieren, die von A an B geschickt wurde, dann ist es normalerweise üblich, den Beobachter zu vergessen und zu sagen, dass B eine Information von A erhielt, die mit Hilfe der Anzahl übermittelter Buchstaben messbar war, reduziert allerdings durch die Redundanz in dem Text, die es B ermöglicht hätte, zu raten. Aber in einem weiteren Universum, d.h. in dem durch den Standpunkt des Beobachters definierten, erscheint dies nicht mehr als eine 'Übermittlung' von Informationen, sondern eher als eine Ausbreitung von Redundanz. Die Aktivitäten von A und B haben gemeinsam das Universum des Beobachters vorhersehbarer, geordneter und redundanter werden lassen.« (B, 525)

Weiter gedacht bedeutet das, dass ein System nicht nur auf die Kommunikation angewiesen ist, sondern auch auf Elemente, die sich der Kommunikation entziehen und unabhängig von ihr neue Ideen entwickeln und diese im Ergebnis wieder in die Kommunikation einbringen. Dies Verlassen und Wieder-Zurückkehren (Re-entry) aus der Kommunikation kann mit den imaginären Zahlen (und allgemeiner: dem Imaginären) verglichen werden: Die imaginären Zahlen entfernen sich von den reellen Zahlen, entdecken dort neue Eigenschaften und kehren in einer zirkulären Bewegung in die reellen Zahlen zurück. Das System lebt nicht nur davon, dass es innerhalb seiner Realität zu kommunizieren vermag, sondern auch davon, dass es eine überschießende Vielfalt von Vorstellungen hervorzubringen und aus ihnen das Geeignete auszuwählen vermag, welches in das System aufgenommen wird. Die Kommunikation ist nicht nur für sich ein kybernetischer Kreislauf mit negativen Einschränkungen, sondern es bedarf eines übergeordneten kybernetischen Kreislaufs, der die Kommunikation antreibt und zugleich durch negative Einschränkungen in Bahnen hält und fortlaufend mit neuen Inhalten zu bereichern vermag.

Die Sprache der Evolution Das Beispiel des auf der Schreibmaschine schreibenden Affen ist zugleich als Kritik an der klassischen Evolutionstheorie gemeint. Wenn die Evolutionstheorie sagt, dass Mutationen durch reinen Zufall entstehen, stimmt Bateson zunächst grundsätzlich zu: Mit dem Zufall ist ausgesagt, dass wir nicht im Einzelnen erkennen können, welche positive Ursache eine Mutation hatte. Im Zufall zeigt sich eine überbordende Macht kreativer Vorgänge. Würde es keine Mutationen geben, dann würde die weitere Entwicklung stillstehen. – Ebenso stimmt Bateson dem Gedanken der Selektion zu: Es muss eine negative Einschränkung geben, die aus der Fülle der Mutationen diejenigen abwehrt, die zu Fehlentwicklungen führen. – Dennoch: Nur zu sagen, dass nach der Regel des Survival of the Fittest alle zufällig entstandenen Mutationen untergehen, die sich nicht bewähren, ist für Bateson zu wenig. Er vermutet, dass es auch bei der Mutation negative Einschränkungen gibt, die ihren Verlauf steuern. Nur auf den ersten Blick ändert sich der genetische Code (die Buchstaben) der für die Vererbung zuständigen Biomoleküle völlig frei, so als würde ein Affe willkürlich auf eine Tastatur schlagen. Es ist zu fragen, welche negativen Einschränkungen diesen Vorgang steuern und der Evolution ihre Stabilität und möglicherweise eine insgesamt positive Richtung verleihen (ihr einen Sinn geben, wie Luhmann in seiner Theorie der Gesellschaft mit Bezug auf Bateson sagt). – Das bleibt vorerst eine Vermutung, die weitere Forschungen anregen kann, meines Wissens jedoch von Bateson nicht näher belegt worden ist. Es geht ihm um den Paradigmen-Wechsel, die Evolution als ein kybernetisches System zu verstehen.

Kybernetik 2. Ordnung Die innere Logik, nach der ein System funktioniert und aus der heraus abweichendes Verhalten ausgegrenzt oder eingegliedert wird, liegt nicht offen zutage, sondern es ist ein  Modell  zu entwickeln, in dem die Beziehungen der Akteure dargestellt, ausgewertet und nachvollzogen werden können. Dies Modell ist jedoch nicht eindeutig. Vielmehr gibt es eine unendliche Vielzahl möglicher Modelle. Jedes Modell enthält eine Transformation des jeweiligen Gegenstands auf das Modell. Die  Modellbildung  ist ihrerseits ein System, das mithilfe negativer Einschränkungen solche Modelle ausschließt, die ungeeignet sind.

Transformationen versteht Bateson mit seinem Lehrer Alfred Korzybski als Karte und Territorium. Alfred Korzybski (1879-1950) war Ingenieur, Begründer der Semantik, veröffentlichte 1933 sein Hauptwerk Science and Sanity und hatte prägenden Einfluss auf die systemische Therapie bis hin zu Scientology. Der Psychiater Eric Berne (1910-1970) und Gregory Bateson waren seine Schüler, die Begründer des in den 1970ern eingeführten Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP) berufen sich auf ihn. Das Territorium ist die Landschaft selbst (bei Spencer-Brown der Raum s₀). Keine Landschaft enthält ihre eigene Karte, sondern diese muss außerhalb des Territoriums mittels einer Transformation auf ein eigenes Medium eingetragen werden, z.B. auf ein Blatt Papier. Es lassen sich im Prinzip unendlich viele Karten sᵢ zeichnen, wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Um eine Karte zeichnen zu können, müssen im Territorium Unterschiede bestehen, z.B. die Höhenunterschiede, die in der Karte zu Höhenlinien werden, die Unterscheidung in Stadt und Land, die Vegetation, Verkehrsstrecken, das Vorkommen von Bodenschätzen usf. Jede Karte hebt einen dieser Aspekte hervor.

Jede Karte bedarf einer Transformationsregel, mit der die in einem Territorium gegebenen Unterschiede in die Karte übertragen werden. »An der Unterseite jeder guten Karte werden Sie diese Transformationsregeln ausgeführt finden.« (B, 588)

Bateson wendet sich gegen das Selbstverständnis der überlieferten Logik, die sich nicht als ein Modell unter vielen und ihre Arbeit nicht als eine Transformation sieht, sondern naiv und unkritisch glaubt, dass es nur eine einzige Logik gibt, – die Logik –, und es nur darauf ankommt, diese eindeutige, universelle Logik in Worte zu fassen. Sie erkennt nicht, dass ihr In-Worte-Fassen eine Transformation ist, die das wirkliche Geschehen möglicherweise falsch abbildet und für die es zahlreiche Alternativen gibt. Sie sieht nicht, dass jeder Logik eine Transformation zugrunde liegt. Wenn Fehler auftreten, kann dass für sie nur an Täuschungen oder anderen Fehlerquellen liegen, die sich mit der gleichen Logik beheben lassen, wodurch deren Universalität nochmals bestätigt wird. Demgegenüber fragt Bateson übergreifend, mit welchen Transformationen für Systeme Modelle gebildet werden können. Er will nicht eine neue Logik an die Stelle der traditionellen Logik setzen, oder eine neue Transformation an die Stelle der alten, sondern er will den Vorgang der Transformationen verstehen, aus und mit denen eine Logik entsteht. Die Fülle der Transformationen eines Systems in logische Modelle ist ihrerseits ein kybernetischer Prozess, der sich selbst beobachten und regulieren muss (Kybernetik zweiter Ordnung).

Bateson fasst den Begriff der Transformationen sehr weit und versteht darunter auch Traumbilder und Halluzinationen, die auf andere Art Bilder für etwas Gegebenes finden (B, 588). Bateson hatte wie viele Wissenschaftler und Künstler der Nachkriegsjahre ab 1945 mit LSD experimentiert und beruft sich auf entsprechende Erfahrungen (B, 594f). Für den englischen Künstler William Blake (1757-1827) – für Bateson neben Lamarck ein weiterer prägender Vorläufer aus der Zeit der Französischen Revolution – zählt nur die »poetische Imagination« (B, 595).

Jeder traditionelle Logiker würde sich sträuben, seine Logik mit Traumbildern, Halluzinationen und Rauschzuständen verglichen und auf eine Stufe gestellt zu sehen. Für Bateson hat das nicht nur einen bewusstseinserweiternden, sondern auch einen bewusst provozierenden Charakter: Traumbilder und Halluzinationen zeigen, welche Gefährdungen im Vorgang der Transformation auftreten können. An ihnen lässt sich weit besser verstehen, wie es zu einem unerwünschten Kurzschluss zwischen der Transformation und den von ihr erzeugten Bildern kommen kann: Eine Transformation kann wahnhafte, selbstbestätigende Züge annehmen und sich dadurch gegen jede Art von Kritik immunisieren.

Mit jedem Modell ist die Gefahr verbunden, dieses Modell mit der von ihm beschriebenen Realität gleichzusetzen und beide zu verwechseln.

»Aller Voraussicht nach werden kommunizierende Organismen und schlecht programmierte Computer die Karte mit dem Territorium verwechseln. [...] In menschlichen Verhaltenssystemen, besonders in der Religion, im Ritual und überall da, wo der Primärprozeß die Szene beherrscht, ist der Name oft das benannte Ding. Das Brot ist der Leib, und der Wein ist das Blut.« (B, 518)

Dieser Fehler unterläuft bereits der traditionellen Logik, wenn sie sich selbst mit der Realität gleichsetzt. Platon hat die »träumenden« Mathematikern kritisiert, wenn diese glauben, ihre Mathematik sei identisch mit der Realität (Platon Politeia, 533c). Kant hielt Leibniz vor, Reflexionsbegriffe wie Identität und Verschiedenheit an sinnlichen Erscheinungen wie den Blättern in den Herrenhäuser Gärten von Hannover demonstrieren zu wollen (Kant Kritik der reinen Vernunft, B 62f/A 44 und B 320/A 264). Hinter solchen Verwechslungen steht eine religiöse Grundhaltung: Die Religion identifiziert die von ihr eingeführten Symbole mit der Realität.

Bateson vergleicht die Transformationen der Realität in ein logisches Modell mit den mathematischen Abbildungen (Morphismen) in der Kategorientheorie. »Eine algebraische Aussage läßt sich beispielsweise auf ein System von geometrischen Koordinaten abbilden und dort mit geometrischen Methoden beweisen.« (B, 517) Diese Methode wurde in den 1950ern ausgebaut und hat in der Mathematik zu zahlreichen neuen Einsichten geführt, auf die Bateson jedoch nicht näher eingeht. Ihm genügt die ursprünglich von Descartes eingeführte Idee, in der Geometrie ein Koordinatensystem mit festen Zahlenwerten und Abständen einzuführen, mittels derer arithmetische Aufgaben geometrisch dargestellt und innerhalb der Geometrie bewiesen werden können, was innerhalb der Arithmetik noch nicht möglich war. So wie die Arithmetik in einen neuen Kontext gestellt wurde, so versteht er die Transformationen, mit denen ein System in ein logisches Modell abgebildet werden kann, um dort innere Zusammenhänge, dead locks und ihre möglichen Auflösungen zu erkennen.

Information – »Der Unterschied, der einen Unterschied ausmacht«

In den elementaren Beispielen für kybernetische Kreisläufe zirkulieren Stoffe, wie z.B. warmes Wasser im Heizsystem, Dampf im Antriebssystem einer Lokomotive, Strom im Stromkreislauf (vereinfacht gesprochen) oder Nährstoffe und Sauerstoff im Blutkreislauf. Bateson überträgt das in einer Analogie auf Systeme, die über keinen stofflichen Kreislauf verfügen. Die Kommunikation sozialer Systeme ist zwar an materielle Träger gebunden, wie z.B. die Luft für das gesprochene Wort, das Papier von Büchern und Zeitungen oder die Netzwerke elektronischer Medien, aber Informationen sind für sich keine Stoffe. Sie haben als Informationen keine eigene materielle Substanz. Sie sind mathematisch gesprochen null-dimensional. Wenn überhaupt, dann sind sie mit den Impulsen der Mechanik und dem Licht vergleichbar, die für sich ebenfalls keine Ruhemasse haben (Imponderabilien, imponderable Agentien, wörtlich übersetzt: masselose Wirkungsquanten). Daher war für Bateson die wichtigste Frage, was eine Information ist und wie sie gemessen werden kann. Und er wollte verstehen, warum die Information nicht nur die kleinste Einheit der Kommunikation, sondern zugleich selbstbezüglich für sich als ein kybernetisches System zu sehen ist: Eine Information ist nie eindeutig, sondern sie löst beim Empfänger eine im Prinzip unendliche Vielfalt möglicher Deutungen aus, aus denen er eine auswählt und dem Sender zurückmeldet. Die Rückmeldung ist ihrerseits eine Information, die ebenso vielfältig gedeutet werden kann.

Die Antwort liegt für Bateson in der Idee, Informationen als die Nachricht eines Unterschieds zu verstehen, der seinerseits beim Empfänger einen Unterschied ausmacht.

Von der Abbildtheorie zu ›Der Unterschied, der einen Unterschied ausmacht‹ Jede Nachricht und jedes Signal können als eine Transformation verstanden werden, mit der ein Sender bei einem Empfänger ein Abbild seiner selbst initiiert. Der Verlauf der Abbildung kann in allen Details untersucht werden: Was sendet das Objekt aus (Impulse, Schallwellen, Photonen, usf.), über welches Medium wird es übertragen, und wie werden daraus in anderen Objekten Reize und auf ihnen aufbauend Bilder und Modelle erzeugt? Im Grunde traf es bereits der antike Philosoph Demokrit auf den Punkt, für den alle Dinge Bilder ihrer selbst (Eidola) aussenden, die die Sinnesorgane der Empfänger erreichen und ihnen Wahrnehmungen und Vorstellungen ermöglichen, was sich vor ihnen befindet.

Bateson widerspricht der Abbildtheorie nicht direkt. Aber er kritisiert die vermeintliche Eindeutigkeit der Abbildung. Es wird nicht gleichsam eine Photographie vom Sender an den Empfänger gegeben, die eine Art Miniatur des Objekts ist, sondern der Sender überträgt einen Impuls mit einem inneren Freiheitsgrad, aus dem der Empfänger eine Vielfalt von Bildern erzeugen kann. Der Empfänger muss für sich daraus eins auswählen und meldet dem Empfänger zurück, welches Bild er gebildet hat. Mit dieser Information erfährt der Sender, wie er von anderen gesehen wird. Das verändert seine eigene Einstellung sich selbst gegenüber. Es kann ihn erschüttern. Im Ergebnis entsteht eine Wechselwirkung, in der beide voneinander lernen, wie sie sich gegenseitig sehen und sich darüber verändern. Dieser Gedanke geht über die psychoanalytische Sicht des Spiegelstadiums hinaus: Wenn sich ein Kind erstmals im Spiegel selbst erkennt, lernt es nach Lacan, dass es von anderen anders gesehen wird als es sich selbst sieht, und beide Bilder (das Eigenbild und die Fremdbilder) nie in Deckung gebracht werden können. Bateson bestätigt das, aber er geht darüber hinaus. Für ihn genügt nicht die Einsicht, dass Eigen- und Fremdbild sich unterscheiden, sondern er will zeigen, wie jede Äußerung eines Objekts beim Empfänger nicht einfach gespiegelt wird, sondern dass es in der Natur der Übertragung vom Sender zum Empfänger und der Transformation der einlaufenden Informationen in ein Modell durch den Empfänger liegt, dass es zu einer Vielfalt von Modellen und Bildern kommt.

Wie entsteht der innere Freiheitsgrad? Wir nehmen nicht die Objekte wahr, so wie sie sind, sondern die Unterschiede der Objekte zu den sie umgebenden Objekten. Würde sich alles mit gleicher Geschwindigkeit in die gleiche Richtung bewegen, würden wir keine Bewegung wahrnehmen. Wäre alles rot, würden wir keine Farbe wahrnehmen. Die Information lautet nicht, dass etwas rot ist, sondern dass es sich in der Farbe Rot von seiner anders-farbigen Umgebung unterscheidet. Was sich dort draußen in den Farben rot und grün unterscheidet, wird von unserem Nervensystem übersetzt in Nervenimpulse, die sich auf ähnliche Weise von anderen Impulsen unterscheiden und mit diesem Unterschied die Information weitergeben. Zusammenfassend: Jede Karte ist eine »Umwandlung eines Unterschiedes« (B, 583). Die Transformation übersetzt Unterschiede im Territorium in Unterschiede in der Karte.

Ich sehe nicht den Unterschied als solchen, sondern das Bild, zu dem mich der Unterschied angeregt hat. Es gibt Unterschiede, und es gibt die Fähigkeit, sich aus Unterschieden ein Bild machen und übergreifend ein Modell entwerfen zu können. Mit dem Unterschied ist nicht festgelegt, welches Bild und welches Modell sich der Empfänger macht. Dieser Gedanke lässt sich rein mathematisch veranschaulichen: Wenn ich nicht sehe, dass es hundert Kugeln gibt, sondern nur, dass die eine Menge Kugeln um drei größer ist als die andere Menge, ist die absolute Anzahl von Kugeln unbestimmt. Oder wenn ich sehe, dass ein Auto dreimal so schnell fährt wie ein anderes Auto, ist unbestimmt, wie schnell es tatsächlich fährt. An dieser Stelle zeichnet es die Vorstellungskraft des Menschen aus, aus gegebenen Unterschieden eine unendliche Fülle von Vorstellungen bilden zu können. Bateson fragte seine Zuhörer:

»Ich darf Sie einmal bitten, ein Handzeichen zu geben. Wieviele von Ihnen werden damit übereinstimmen, dass Sie mich sehen? [...] Natürlich sehen Sie mich nicht ‘wirklich’. Was Sie ‘sehen’ ist ein Bündel von Informationen über mich, die Sie zu einer bildlichen Vorstellung von mir synthetisieren. Sie machen dieses Bild. So einfach ist das.« (B, 614)

Was ist der Gehalt einer Information? Das kann für Bateson weder eine sinnlich erfahrbare Eigenschaft wie eine Farbe oder ein Geruch noch eine physikalische Eigenschaft wie eine Kraft oder ein Impuls sein. Der sachliche Gehalt eines Unterschieds ist nichts anderes als die Information, dass ein Unterschied besteht. Ich höre, dass es leiser oder lauter wird, ich sehe, dass sich der Himmel bewölkt oder aufklart, usf. Daraus kann ich mir ein Bild machen, was gerade geschieht und geschehen wird.

Bateson verwirft das Modell einer 1:1-Abbildung und betont, dass jede Differenz eine Vielfalt möglicher Bilder hervorruft. Er fragt nach dem kybernetischen Prozess, welches Bild aus der Vielfalt möglicher Bilder ausgewählt und als Bild stabilisiert werden kann. Für mich ist ein typisches Beispiel die Erfahrung, wenn im Nebel ein unbestimmtes Wesen auftaucht und nach und nach erkannt wird, ob es sich um einen Busch, einen Menschen oder ein Tier handelt. Das ist seither Thema der Mustererkennung künstlicher Intelligenz. Die Künstliche Intelligenz hat nicht einen solchen Erfahrungshintergrund wie ein Mensch und muss als lernendes System eigene Erfahrungen sammeln und nachbilden, wie aus zunächst unbestimmbaren einzelnen Eindrücken eine Vorstellung gebildet werden kann.

Die Wahrnehmung von Unterschieden erzeugt Unterschiede Das ändert das Bild, wie der Wahrnehmungsprozess zu verstehen ist. Eine Wahrnehmung ist nicht der Empfang eines Bildes (eidolon), das irgendwo im eigenen Kopf abgelegt und betrachtet wird, sondern eine Transformation, die die eingehende Differenz in eine andere Differenz im eigenen Innern übersetzt. Der Empfänger muss darauf vorbereitet sein, den Unterschied aufgreifen und in einen anderen Unterschied transformieren zu können.

»Was wir tatsächlich mit Information meinen – die elementare Informationseinheit –, ist ein Unterschied, der einen Unterschied ausmacht, und er kann einen Unterschied ausmachen, weil die Nervenbahnen, auf denen er reist und kontinuierlich transformiert wird, ihrerseits mit Energie versorgt werden. Die Nervenbahnen sind darauf vorbereitet, erregt zu werden.« (B, 582)

Es kann nur eine Wahrnehmung geben, wenn es (i) etwas gibt, das sich von seiner Umgebung unterscheidet, (ii) diesen Unterschied meldet, indem z.B. die von einem Gegenstand ausgehenden Schallwellen verändert werden, (iii) ein Medium besteht, über das sich die Nachricht der Unterschiede ausbreiten kann (im Beispiel der Schallwellen die Luft), (iv) ein Empfänger darauf vorbereitet ist, diese von außen gegebenen Unterschiede in Unterschieden innerhalb seines eigenen Systems zu reproduzieren.

Bahnen innen und außen Wie lässt sich dieses Bild von der klassischen Physik und ihrer Wellenausbreitung über ein Medium unterscheiden? Für Bateson wird das traditionelle Bild dann falsch, wenn es die einzelnen Komponenten (den Sender, das Medium und den Empfänger) isoliert voneinander betrachtet. Es sieht nur jeweils die Bahnen innerhalb des Senders, zwischen Sender und Empfänger bzw. innerhalb des Empfängers. Für Bateson sind dagegen diese drei Seiten unterschiedliche Aspekte eines Ganzen, das nicht auseinander gerissen werden darf.

»Der individuelle Geist ist immanent, aber nicht nur dem Körper. Er ist auch den Bahnen und Mitteilungen außerhalb des Körpers immanent; und es gibt einen größeren Geist, von dem der individuelle Geist nur ein Subsystem ist. Der größere Geist lässt sich mit Gott vergleichen, und er ist vielleicht das, was einige Menschen mit 'Gott' meinen, aber er ist doch dem gesamten in Wechselbeziehung stehenden sozialen System und der planetaren Ökologie immanent.« (B, 593)

Zwischen den drei Aspekten bestehen Wechselbeziehungen: Die Bahnen innerhalb des Empfängers bilden sich entsprechend den von Außen empfangenen Reizen aus. Das führt bis zu Änderungen der Gene, mit denen die Vererbung und die Aufrechterhaltung des Organismus gesteuert werden. Der Sender lernt wiederum davon, wie seine Informationen von den Empfängern aufgenommen werden und welche Rückmeldungen sie geben. Und sogar das Medium organisiert sich im Verlaufe aller durch und über das Medium erfolgten Übertragungen wie ein selbstlernendes System. – Lässt sich diese Einsicht übertragen auf das Verständnis des Weltalls? Leibniz und Einstein hatten gegenüber Newton erkannt, dass es nicht einen starren absoluten Raum gibt, der unabhängig von den Ereignissen ist, die in ihm ablaufen, sondern für sie ist der Raum die Gesamtheit aller Beziehungen im Raum. Mit Bateson wird nicht nur von Beziehungen, sondern von selbstlernenden Beziehungen gesprochen, die so weit reichen, selbstbezüglich den Grund zu gestalten, in dem und aus dem heraus sie möglich sind.

Für mich nähert sich Bateson inhaltlich den buddhistischen Ideen von Nagarjuna und der Philosophie von Hegel, für die jedes einzelne Moment für sich Nichts ist und erst im lebendigen Zusammenhang miteinander aufleben kann. Nagarjuna spricht vom Bedingten Entstehen: Der Sender, der Empfänger und das Übertragungsmedium können nur in wechselseitiger Beziehung entstehen. Keins von ihnen kann für sich allein entstehen. Ihr Entstehen ist bedingt durch die jeweils zwei anderen. Da sich Bateson mit Nagarjuna und Hegel kaum beschäftigt hat, neigt er an seinem Lebensende zu etwas esoterischen Gedanken über einen ‘Gott’, den er rein formal als den gemeinsamen Geist versteht, der allem zugrunde liegt. Das erinnert an Leibniz: Leibniz hatte gesehen, dass eine formale Beschreibung leer bleibt, wenn sie nicht von einem Harmonieprinzip getragen wird, das er in Gott verankert sieht.

Unterschiede und ihre 0-Dimensionalität (Substanzlosigkeit) Warum fällt es so schwer, diesem Gedanken von Bateson zu folgen? Wir sind das Denken in anfassbaren Substanzen und ihren mechanischen, chemischen oder organischen Prozessen gewohnt. In allen Fällen gibt es einen materiellen Vorgang, der für sich eindeutig ist, seien es die mechanischen Bewegungen von Teilchen, die chemischen Reaktionen oder organisches Leben. Differenzen sind dagegen buchstäblich unfassbar.

»Wenn wir aber anfangen, nach der Lokalisierung dieser Unterschiede zu fragen, geraten wir in Schwierigkeiten. Offensichtlich ist der Unterschied zwischen dem Papier und dem Holz nicht im Papier; er ist eindeutig nicht in dem Holz; er ist sicher nicht in dem Raum zwischen ihnen, und er ist gewiß auch nicht in der Zeit zwischen ihnen. (Ein Unterschied, der durch die Zeit auftritt, wird 'Veränderung' genannt.)« (B, 580)

Offensichtlich muss ein völlig neuer Begriff gebildet werden, der sich von den klassischen Begriffen der Substanz, ihren Eigenschaften und Relationen unterscheidet. Das ist für Bateson der Begriff der Information.

Information statt Impuls oder Energie Um den Begriff der Information zu verstehen, ist die Information von Energie und Impuls zu unterscheiden. Wenn ein Impuls übertragen wird, dann verliert der Sender unter idealen Bedingungen so viel Impuls, wie der Empfänger aufnimmt. (In der Realität wird ein Teil des Impulses als Rauschen vom Medium verschluckt.) Die Summe aller Impulse bleibt erhalten (Impulserhaltung, Energieerhaltung). Das gilt nicht für die Information: Wenn der Schreiber eines Buches Informationen weitergibt, verliert er nicht so viele Informationen wie seine Leser beim Lesen seines Textes von ihm an Informationen gewinnen. (Diese Einsicht hat Auswirkungen bis in die Ökonomie. Werden Produkte gehandelt, dann gehen Werte vom Verkäufer an den Käufer über und der Käufer hat dafür mit Geld oder gleichwertiger Ware zu zahlen. Werden dagegen Informationen gehandelt, verliert der Verkäufer nichts und erhält daher auch vom Käufer höchstens eine Art symbolische Bezahlung, die den Aufwand entgilt, um die Information gefunden und aufgeschrieben zu haben.)

Zugleich gibt es jedoch Übereinstimmungen zwischen Impuls und Information: Sie sind zwar übertragbar, aber für sich nicht sichtbar, haben keine Masse oder sonstigen stofflichen Eigenschaften wie Farbe, Geruch, Berührbarkeit. Daher wird sowohl gesagt, dass Impulse mitgeteilt werden, wie auch, dass Informationen mitgeteilt werden. Insofern kann eine Information als ein Impuls angesehen werden, der dem Hörer oder Leser mitgeteilt wird. Bateson geht es um die besondere Art von Mitteilungen bei Informationen, die sie von der Mitteilung von Impulsen unterscheidet. Impulse: Der übertragene Impuls vergrößert den Impuls des Empfängers: Entsprechend den jeweiligen Rahmenbedingungen wird sich der Empfänger des Impulses entweder in freier Umgebung mit größerer Geschwindigkeit bewegen und davonfliegen, oder in geschlossener Umgebung zusammengedrückt und dichter und wärmer werden. Informatonen: Anders ist es bei der übertragenen Information. Wer eine Information erhält, wird nicht weggestoßen oder zusammengedrückt, sondern sie regt die Phantasie des Empfängers an und löst darüber ein unendliches Spektrum von Handlungsmöglichkeiten aus, aus denen der Empfänger auswählen kann. An dieser Stelle stellt sich die Frage nach der Sprache. Kann nur ein sprachbegabtes, lebendiges Wesen Informationen verarbeiten und darüber handlungsfähig werden, oder gibt es bereits Vorstufen, die auf sprach-ähnliche Weise Informationen verarbeiten können?

Bateson wählt ein drastisches Beispiel:

»Wenn ich einen Hund trete, wird sein unmittelbar folgendes Verhalten durch seinen Stoffwechsel mit Energie gespeist, nicht aber durch meinen Tritt. Wenn entsprechend ein Neuron ein anderes erregt, oder wenn ein Impuls eines Mikrofons einen Kreislauf aktiviert, hat das folgende Ereignis seine eigenen Energiequellen.« (B, 520)

Das Bild ist nicht ganz so einfach, wie es aussieht: Wenn ich einen Hund trete, teile ich ihm einen Impuls mit und stoße ihn weg. Ich verliere so viel Impuls, wie der Hund aufnimmt. Wichtig ist jedoch der zweite Gedanke, dass der Hund ein lebendiges Wesen ist. Er reagiert nicht nur wie ein Stein oder eine Billardkugel mechanisch auf den Tritt, indem er weggestoßen oder zusammengepresst wird, sondern er nimmt den Stoß wahr und reagiert darauf mit einem eigenen Handeln, sei es, dass er erstarrt und sich totstellt, in Furcht davonläuft oder im Gegenzug den Treter angreift. In allen Fällen mobilisiert er für die durch den Tritt ausgelöste Handlung eine Energie, die er aus seinen eigenen Ressourcen beziehen muss und nicht durch den Tritt erhalten hat. (Manche asiatische Kampftechniken versuchen den Impuls des Gegners umzuleiten und für sich zu nutzen. Dennoch müssen sie eigene Energie aufwenden, um das tun zu können, und können lediglich geschickt die Wirkung des eigenen Handelns vergrößern.)

Was wandelt in einem psychischen Wesen den von außen kommenden mechanischen Stoß in einen mentalen Affekt des eigenen Innern um, der zu einer eigenen Handlung führt (Bieri-Trilemma)? Es gibt Grenzfälle wie die Konditionierung des Pawlowschen Hundes, bei dem ein konditionierter Reiz mechanisch eine körperliche Reaktion auslöst. Liegt keine Konditionierung vor, ist es der Instinkt und bei sprachfähigen Wesen die Sprache, mit der die Wandlung gelingt. Mit dem Instinkt bzw. der Sprache wird das Ereignis registriert und in der Sprache wird die Antwort geplant, bevor sie ausgeführt wird. (Und was ist ein Instinkt? Das ist für Bateson eine der interessantesten Fragen überhaupt, der er einen Dialog mit seiner Tochter gewidmet hat, die ihren Vater mit dieser Frage aus dem Konzept bringt. Er kommt zum Ergebnis: Der Instinkt ist »eine konventionelle Übereinkunft zwischen Wissenschaftlern, die dazu dient, an einem bestimmten Punkt mit dem Versuch aufzuhören, die Dinge zu erklären«. [B, 75]).

»Wenn ich mit dem Hammer auf einen Nagel schlage, wird ein Impuls auf seine Spitze übertragen. Es ist aber ein semantischer Fehler, eine irreführende Metapher, zu sagen, daß das, was in einem Neurit reist, ein 'Impuls' ist. Man könnte es zutreffend als 'Nachricht von einem Unterschied' bezeichnen.« (B, 583)

Konsequent kritisiert Bateson Freud, wenn dieser sich das psychodynamische Geschehen so vorstellt, als würden dabei Energien frei und übertragen. Er stimmt ihm zwar zu, wenn er nach einer »Brücke zwischen Verhaltensdaten und den Grundlagen der Physik und der Chemie« suchte, aber »sie hatten unrecht, wenn sie dies mit dem Begriff der 'Energie' begründeten« (B, 24).

Allerdings neigt auch Bateson bisweilen zu einer rein technischen Lösung, der »Umwandlung eines Unterschiedes« von einem Code in einen anderen Code, einer Reduktion der Sprache und Kommunikation auf »Information und Codifikation« (Ruesch, Bateson, 194, Kapitelüberschrift). Für mich ist es die Wandlungsmacht der Sprache, die einen mechanischen Impuls in einen mentalen Zustand umwandeln kann. Mit der Sprache wird der Vorgang verständlich, wie erst mittels der Vorstellungskraft (Phantasie) in der Sprache eine Vielfalt von Vorstellungen gebildet und aus ihnen eine ausgewählt wird. Bateson hat das nicht weiter ausgeführt, aber einen Anstoß zu einer Lösung gegeben, die über eine bloße Umcodierung hinausgeht. Das Verhältnis von Leib und Seele ist ein kybernetischer Vorgang, in dem die Seele auf sinnliche Reize mit einer Vielfalt von Möglichkeiten reagiert und dank negativer Einschränkungen diejenigen auswählt, mit denen sie Vorstellungen bilden und handeln kann. Die Sprache ist das Medium für diesen kybernetischen Prozess. Das bedeutet, dass es auf beiden Seiten des Physischen und des Seelischen etwas Sprachliches geben muss, wodurch sich beide verständigen und der kybernetische Prozess stattfinden kann. Dieter Kaufmann nannte mir Ideen aus der Psycholinguistik und Kognitionswissenschaft, die Übereinstimmungen nachweisen wollen, die zwischen der Evolutionsbiologie und der von ihr betrachteten Gen-Vielfalt auf der einen Seite und der inneren Vielfalt (linguistischen Varianz) der Sprachen bestimmter sozialer Gruppen auf der anderen Seite bestehen (siehe die Arbeit von Levinson und Gray). Es gibt dafür noch keine Erklärung, aber es ist ein Hinweis, dass zwischen Gen-Vielfalt und Sprach-Vielfalt eine Beziehung besteht, die weitergedacht als Beispiel dienen kann, wie die auf materialer Ebene bestimmte Sprache der Gene mit der auf mentaler Ebene bestimmten Sprache der Menschen auf einer Meta-Ebene in einem kybernetischen Prozess miteinander sprechen können.

Ikonische Sprache Bei der Wahrnehmung werden zwar nicht fertige Bilder (eidola) übertragen, dennoch kann in einem genauen Sinn von einer ikonischen Sprache gesprochen werden, die bereits bei Tieren nachweisbar ist. Sie ist ein Vorläufer der verbalen Sprache. Tiere können aus Zeichen (Bildern) auf größere Zusammenhänge schließen. Wer Wolken aufziehen sieht, schließt daraus, dass es regnen wird. Wer einen Hund Zähne fletschen sieht, erhält die Information, dass er sich vor ihm in Acht nehmen muss. Wenn es dann wirklich regnet oder der Hund tatsächlich beißt, ist diese Erfahrung von größerer Redundanz, als wäre das völlig überraschend geschehen. Der ikonischen Sprache liegen die gleichen Prinzipien zugrunde wie der verbalen Sprache.

»Das äußere Universum ist, wie schon erwähnt, in dem Sinne redundant, dass es angefüllt ist mit pars pro toto-Mitteilungen, und dieser grundlegende Codierungsstil ist – vielleicht aus diesem Grund – charakteristisch für primitive tierische Kommunikation.« (B, 538)

Es kann dazu kommen, dass solche Merkmale durch evolutionäre Änderungen bis in die Gene (den Genotyp) verankert werden. So wird z.B. vermutet, dass die besondere Aufmerksamkeit auf die Farbe Rot genetisch vererbt ist, weil die frühen Menschen häufig die Erfahrung gemacht haben, dass wohlschmeckende Früchte überwiegend rot sind. Eine genetische Verankerung wirkt wie eine Art vorgeprägte Gewöhnung. Es hat jedoch den Nachteil, dass es starr und nicht anpassungsfähig ist.

Grenzfälle sind der Traum und die Mathematik. Im Traum kann es nie eine Erkenntnis geben wie z.B. »es regnet«, denn der Träumende wird in der Regel nicht nass. Wer im Trockenen schläft und dennoch vom Regnen träumt, ist ganz auf Bilder angewiesen, die auf das Regnen deuten. Ähnlich ist es in der Mathematik. In der Mathematik gibt es nie einen direkten Schluss aus ihren Erkenntnissen auf die Wirklichkeit. Der Satz von Pythagoras ist nicht eine empirische Erkenntnis, sondern er ist erst wahr, wenn er empirisch nachgemessen und bestätigt wird. Ohne diesen Nachweis bleibt er ein nur für die Mathematik rein formal gültiger Satz. Der Traum und die Mathematik sind Beispiele für Karten, die nicht mit dem Territorium verwechselt werden dürfen. Anwendungen der Mathematik brauchen daher spezielle Zeichen, wenn z.B. Kaufleute und Banker Währungssymbole wie das $-Zeichen ergänzen oder Physiker Zeichen für die jeweiligen Dimensionen wie Meter, Ohm, Joule etc, um die Verbindung von den rein mathematischen Zahlen zu wirklichen Objekten herzustellen (B, 544).

Egoismus Die von Bateson vorgetragenen Ideen haben eine politische Dimension, über die er sich in seinen späten Jahren immer bewusster wurde. Wird das System der Kommunikation getrennt in voneinander isolierte Bestandteile, dann droht, jedes Moment nur für sich zu betrachten und überzubewerten. Das ist für Bateson der klassischen Evolutionstheorie von Darwin und Huxley und ihren Nachfolgern geschehen. Für ihn »ist heute empirisch klar«, dass die von Darwin gewählte »Überlebenseinheit« zu klein ist: Wenn einzelne Individuen, Arten oder Gattungen »ausschließlich an ihrem eigenen Überleben« interessiert sind und sich nur nach ihrem unmittelbar auf sich bezogenen Überlebensprinzip optimieren, droht eine ökologische Katastrophe. Sie haben keinen Blick auf ihre Umwelt und reißen sich mit deren Zerstörung selbst in den Abgrund (B, 579). Dagegen hilft nur eine Wende des Denkens. »Die Überlebenseinheit ist ein flexibler Organismus-in-seiner-Umgebung.« (B, 580) Das erklärt den Titel seines Buches: Ökologie des Geistes.

Weiterentwicklung

Überblick Systemische Therapie

Manche Ideen nahm der fast gleichaltrige Milton Erickson (1901-80) vorweg, Begründer der Hypnotherapie.

Parallelentwicklung: Eric Berne (1910-1970), Begründer der Transaktionsanalyse, Spiele der Erwachsenen (1964)

Erfolgreichster Schüler von Bateson ist sicher Paul Watzlawick (1921-2007), dessen Anleitung zum Unglücklichsein (1983) ein Welterfolg wurde.

Systemische Familientherapie Ivan Böszörményi-Nagy (1920-2007), Unsichtbare Bindungen (1973)

Strukturelle Familientherapie: Salvador Minuchin (1921-2017), Jay Haley (1923-2007)

Interessante Querverbindungen zu Lacan zieht sein Schüler Anthony Wilden (* 1935) aus London. Übersetzung von Lacan ins Englische, Beiträge zur Kommunikationstheorie. Wichtigste Veröffentlichung: Systems and Structure, 1972.

Heidelberg Die Heidelberger Schule geht auf Karl Jaspers (1883-1969) zurück, dessen seit 1913 in zahlreichen Auflagen erschienenes Standardwerk Allgemeine Psychopathologie großen Einfluss auf die Philosophie und Psychologie hatte. Systemische Theorie: Helm Stierlin (* 1926), Einflüsse von Hegel, Jaspers, Bateson. ›Kind, mach du das, was ich mich nicht getraut habe, aber ich werde dich dafür kritisieren.‹ 68er-Generation: Gunther Schmidt (* 1945), Verbindung mit Hypnotherapie. Fritz B. Simon (* 1948), wie Stierlin in Heidelberg und 1989 Mitbegründer des Carl-Auer-Verlages. Er hatte 1994 den eine Generation älteren Spencer-Brown (1923-2016) für einige Monate nach Heidelberg eingeladen, siehe seine Erinnerungen an Spencer-Brown. Von den etwas Jüngeren: Thomas Fuchs (* 1958), Psychologie und Philosophie.

Soziologie: Bruno Latour (* 1947) Akteur-Netzwerk-Theorie, die in den 1980ern entstanden ist.

Siglen

B = Gregory Bateson: Ökologie des Geistes, Frankfurt am Main 1981 [1972]

Literatur

Lawrence S. Bale: Gregory Bateson, Cybernetics, and the Social/Behaviaral Sciences
in: Cybernetics & Human Knowing. - Roc. 3, c. 1, s. 27-45, 1995; PDF

Ulrike Gebhardt: Wie gesund oder schädlich ist Alkohol
in: Spektrum der Wissenschaft vom 9.12.2019

Phillip Guddemi: Toward Batesonian sociocybernetics: From Naven to the mind beyond the skin
in: Kybernetes 36(7/8):905-914 · August 2007; PDF in Researchgate

Stephen L. Levinson, Russell D. Gray: Tools from evolutionary biology shed new light on the diversification of languages
in: Trends in Cognitive Sciences 16 (3):167-173 (2012); PDF

Niklas Luhmann: Soziale Systeme, Frankfurt am Main 1991 [1984]

Wolfram Lutterer: Gregory Bateson – Einführung in sein Denken, Heidelberg 2009 [2002]

David H. Price: Gregory Bateson and the OSS: World War II and and Bateson's Assessment of Applied Anthropology
in: Human Organization, Vol. 57 Nr. 4, 1998

Jürgen Ruesch, Gregory Bateson: Kommunikation, Die soziale Matrix der Psychiatrie, Heidelberg 2012 [1951]

Jochen Schweitzer und Julika Zwack: It`s hard to kiss a system – von der Systemtheorie zur Systemischen Therapie, Heidelberg 2014

Walter Tydecks: Die Wandlungsmacht der Chemie und der Sprache bei Hegel, Bensheim 2019
unter: http://www.tydecks.info/online/logik_kraft_medium.html


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